Versicherungsveranstaltungen in Zeiten von Corona: „Das Networking und das persönliche, menschliche Miteinander ist das, was uns sehr fehlt“

Anna Bergmann. Quelle: BF21

Die Corona-Pandemie hat deutliche Spuren in der Veranstaltungsbranche hinterlassen – auch bei den Fachevents der Versicherer. Wie die Organisatoren mit der Herausforderung umgehen, erläutert Anna Bergmann von BF21 im Gespräch mit VWheute.

VWheute: Wie hat sich die Corona-Pandemie in den letzten Monaten auf die Konferenzbranche/das Seminar-Geschäft ausgewirkt und wie haben Sie darauf reagiert?

Anna Bergmann:
Die Corona-Pandemie, für die es in Deutschland im Januar 2020 die ersten Anzeichen in der Konferenzbranche gab, hat die Veranstalter vor sehr große Herausforderungen gestellt.

Da das Ausmaß und die Dauer der Pandemie zu diesem Zeitpunkt nicht abgeschätzt werden konnten, war insb. die Planungsunsicherheit ein Risikofaktor, mit dem die Branche plötzlich konfrontiert wurde.

Das Konferenzgeschäft, wie auch das vorausschauende Denken und viele der anstehenden Vorbereitungen erfordern jedoch eine Planungssicherheit bzgl. der festgelegten Termine, der gebuchten Konferenz-Locations und der Verfügbarkeit der benötigten Ressourcen. Das liegt in der Natur der Sache.

Aber gerade das, die  Planungssicherheit, welche für die perfekte Organisation und Vorbereitung der Events notwendig ist – war nicht mehr gewährleistet.

Zahlreiche Termine in der Branche mussten verschoben werden, da in den Monaten des Lockdowns keine Präsenzveranstaltungen möglich waren. Dies führte zu vielen neuen Abstimmungen, Verhandlungen, Koordinationsvorgängen … es war eine sehr arbeitsintensive Zeit!

Viele Konferenzen und Kongresse wurden von reinen Präsenz- auf hybride oder Online-Formate umgestellt. Gleichzeitig stellte sich (und stellt sich nach wie vor) jedoch die Frage, inwiefern die hybriden oder Online-Events die Erwartungen der Teilnehmer/-innen erfüllen können.

Schließlich geht es bei den Konferenzen nicht nur um die Informationen und das Wissen, die im Rahmen der Vorträge und Diskussionsrunden vermittelt werden. Das lässt sich durchaus sehr gut über die Online-Kanäle darstellen.

Es geht jedoch dabei auch um das Networking, um das persönliche, menschliche Miteinander, um den Erfahrungsaustausch und die Gespräche am Rande der Veranstaltungen – was einen ganz besonderen Mehrwert der Face-to-Face-Konferenzen ausmacht! Unsere Antwort war deshalb ganz klar: unseren Teilnehmern/-innen das Beste aus beiden Welten anzubieten!

Nach dem Motto: herausragende Leistungen, maximale Flexibilität, langjährige Professionalität und eine echte Improvisationskunst, die ja gerade durch Corona mehr als jemals zuvor gefragt war – das alles für den größtmöglichen Mehrwert, den wir unseren Referenten/-innen, Teilnehmern/-innen und allen an unseren Konferenzen beteiligten Unternehmen anbieten wollten. Wir waren startklar, als es darauf ankam. Und das hat hervorragend geklappt!   

Auf einer modernen, interaktiven Online-Eventplattform, die wir eingeführt haben, haben wir den Besuchern/-innen über Livestream das geballte Wissen und die für die Versicherungsbranche zukunftsrelevanten Informationen angeboten.

Aber nicht nur das: auch der Austausch untereinander über zahlreiche Chatfunktionen und Kommunikationskanäle war möglich und diese Funktionalitäten wurden sehr rege genutzt.

Auch bzgl. der Sonderfragen und Sonderwünsche unserer Teilnehmer/-innen, wie auch Referenten/-innen und Sponsoren – haben wir uns stets flexibel und einfallsreich gezeigt.

Alles im Sinne der Kunden. Und alles, um für die Kunden da zu sein und den Kunden das Beste anzubieten – auch in der Corona-Zeit.

VWheute: Welche Pläne verfolgen Sie für die Zeit nach der Pandemie und welche Rolle werden die Corona-Folgen im Seminarprogramm spielen?

Anna Bergmann: Wir beobachten die Corona-Situation sehr aufmerksam und sind auf alle möglichen Optionen vorbereitet. Was die Konferenzformate und die Diskussion bzgl. Präsenzveranstaltungen, hybrid oder Online, wie auch die Teilnehmerpräferenzen betrifft, haben wir eine klare Meinung. In unserer Wahrnehmung sind es ganz eindeutig die Face-to-Face-Konferenzen, nach denen wir uns alle sehnen und die wir so schnell wie möglich wieder anbieten und erleben möchten.

Die Referenten/-innen live erleben, die Vorträge vor Ort verfolgen, die Töne zwischen den Zeilen lesen können, die persönlichen Gespräche in den Pausen führen können, bei gemeinsamen Abendveranstaltungen, am Rande der Konferenzen, das Networking und das persönliche, menschliche Miteinander – ist das, was uns so sehr fehlt.  

Daher hoffen wir sehr, dass wir schon bald uns alle persönlich treffen können. Trotzdem sind einige neue Plattformen, Kommunikationskanäle und technische Möglichkeiten gekommen, um zu bleiben.

Das, was sich in der Corona-Krise als eine pure Notwendigkeit dargestellt hat, lässt sich auch in der Zukunft nutzen, um das Beste aus beiden Welten herauszuholen.

Nicht nur die Eventplattformen als ein neuer, zusätzlicher, virtueller Begegnungsort und Kommunikationsdrehscheibe, sondern auch die moderne Video- und Kameratechnik sowie die digitalen Kanäle, die uns auch in der Zukunft eine größere Flexibilität, wie auch Orts- und Zeitunabhängigkeit ermöglichen.

Wir werden auch mehrwertbringende Komponenten und neue Technologien weiterhin nutzen, um unseren Kunden und Geschäftspartnern das beste Erlebnis und die größten Mehrwerte anbieten zu können.
    
Was die Konferenzthemen und Konferenzinhalte betrifft, werden Corona und Corona-Folgen auf jeden Fall noch eine lange Zeit auf der Agenda von vielen Konferenzen und Seminaren zu finden sein.

Dafür haben Corona-Folgen in der gesamten Wirtschaft und vielen Branchen extrem tiefe Spuren hinterlassen (und tun es ja immer noch) – diese haben zu einigen unumkehrbaren Entwicklungen geführt, sie werden viele Wirtschaftsbereiche und unsere Gesellschaft für lange prägen und auch einige langfristige Veränderungen herbeiführen. Das wird sich wiederum in den Programmen aktueller und zukünftiger Konferenzen sicherlich widerspiegeln.

Die Versicherungsbranche nimmt einen ganz besonderen Stellenwert in dem thematischen Portfolio von BusinessForum21 ein, und das bereits seit der Unternehmensgründung – was sich in zahlreichen Konferenzen, Kongressen und Seminaren und strategischen und operativen Themen für die Assekuranz widerspiegelt.

VWheute: Werfen wir einen Blick auf die Versicherungsbranche: Welche Themen sehen Sie in den kommenden Monaten ganz oben auf der Tagesordnung – speziell auch mit Blick auf die Bundestagswahl im September?

Anna Bergmann: Zweifelsohne gehören Digitalisierung / digitale Transformation, IT-Umbau, Big Data / Data Analytics, Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen, wie auch neue, ggf. branchenübergreifende digitale Plattformen und Ökosysteme zu den Themen, welche die Versicherungsbranche komplett verändern werden und an denen jetzt schon mit Nachdruck gearbeitet wird. Zusammenarbeit mit Start-ups, wie auch Wettbewerbschancen und Differenzierungspotenziale gegenüber Amazon, Google, IT-Giganten und branchenfremden Newcomern inklusive …

Innovationskraft, Kundenzentrierung, Serviceorientierung, aber auch Schaden- und Leistungsmanagement als „Moment of Truth“, Kapitalanlagepolitik, IT- und Prozesseffizienz, wie auch neue strategische Partnerschaften im Markt gehören ebenso dazu und werden die Wettbewerbsvorteile der Zukunft maßgeblich prägen.

Viele dieser Themen und Tendenzen haben sich durch die Corona-Krise zusätzlich verstärkt. Einige Themen sind neu hinzugekommen bzw. haben durch Corona eine komplett neue Dimension erreicht, wie z.B. die Betriebsschließungsversicherungen, Pandemierisiken und Kumulschäden, Cyberrisiken, neue Arbeitsformen und Prozessabläufe, die sich in der Preis-, Produkt- und Vertriebspolitik der Versicherungsgesellschaften niederschlagen werden.

Im Hinblick auf die politische Landschaft und die Bundestagswahl im September sehe ich die Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz / Umweltrisiken, Klimarisiken, globale Schadenszenarien und die Frage nach der Versicherbarkeit bestimmter Risiken, Compliance, D&O und Managerhaftung, aber auch Forschung & Entwicklung, förderwürdige Innovationsprojekte, autonomes Fahren, Telematik und Telemedizin, Datenschutz und IT-Sicherheit, neue Antriebsformen und Elektromobilität, die Gesundheits- und Pflegepolitik, Gesundheitsdienstleistungen und die Ausgestaltung des Gesundheitssystems, private und betriebliche Altersvorsorge, wie auch die IT, KI, die Digitalisierungsoffensive und Cyber Risks (auch durch neue Arbeitsformen), die uns aktuell und zukünftig beschäftigen werden.

Es bleibt spannend!

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Tobias Daniel.

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