VersicherungswirtschaftCLUB – Das Talkformat

Sprungbrett oder Abstiegsfalle? Wie man in der Versicherungsbranche Karriere macht.
Studium, Vorstandsassistent und dann CEO? Von einem durchgetakteten Fast-Track-Programm in der Assekuranz halten die Teilnehmer des jüngsten VersicherungswirtschaftCLUB am 25. Mai 2022 wenig. Vor allem aber bei den Themen Frauen, Image und dem Zeitalter des Homeoffice wurde deutlich, dass die Versicherer eine Menge Arbeit vor sich haben. Tobias Vögele (Signal Iduna), Lena Lindemann (Ergo), Marco Adelt (Clark) und Katharina Höhn (BWV) legten den Finger in die Wunde – und lieferten Verbesserungsvorschläge gleich mit.
„Ich hatte als Vorstandsassistent begonnen und dachte danach, dass ich zum CEO ernannt werde“, gestand Vertriebsvorstand der gastgebenden BGV Badische Versicherungen, Moritz Finkelnburg, in seiner Eröffnungsrede. „Mit diesen vollkommen falschen Illusionen muss ein Personalvorstand umgehen können.“ Und nicht nur diesen. Welche Qualitäten muss ein Bewerber mitbringen, wo und über welche Kanäle spreche in geeignete Kandidaten und sind Versicherer als Arbeitgeber überhaupt attraktiv genug – auch im Vergleich zu den modern wirkenden Insurtechs?
Talente durch besseres Arbeitgebermarketing anlocken
Ein wichtiger Bestandteil der Karriere ist Führung, diese hat sich in den letzten Jahren akut verändert. Marco Adelt kritisierte während seiner Laufbahn stets Führungskräfte, die sich nicht die Zeit nehmen, das gesamte Lagebild genau zu analysieren, um darauf aufbauend eine fundierte Entscheidung zu treffen. „Remote ist das noch viel schwieriger geworden.“ Tobias Vögele stellte fest, dass diejenigen Führungskräfte, die vor der Pandemie gut waren, während der Pandemie über sich hinausgewachsen seien. Sie müssten aber stets den Kontakt zu ihren Mitarbeitern aufrechterhalten. Er gibt zu, dass Remote-Arbeit technisch und organisatorisch gut funktioniere, aber nicht den persönlichen Kontakt ersetzen könne.
Die bislang unterschiedlichen Homeoffice-Regelungen in vielen Häusern sind für Vögele der Tatsache geschuldet, dass man eben noch in der Experimentierphase sei. „Ich glaube, auf lange Sicht gleicht sich das an, weil uns die Bewerber selbst die Heimarbeit-Bedingungen vorgeben.“ Man müsse darauf eingehen, bevor man gute Talente verliere. Lindemann ist das bewusst, aber sie wehrt sich gegen diese Gleichmacherei. „Bewerber kommen zu uns wegen unserer Leute im Haus und die kann man halt nicht via Teams spüren und kennenlernen.“
Um die besten Talente zu akquirieren, braucht man ein gutes Netzwerk. Darin waren sich die Gäste einig. Einige verlassen sich auf Empfehlungen, andere legen den Fokus auf Social Media und Karrieremessen. „Wir müssen erstmal herausfinden, auf welchen Plattformen diejenigen sind, die wir suchen und das zweite ist, wie wir sie ansprechen“, sagte Lindemann. Konsens gab es diesbezüglich, dass man sich besser vermarkten müsse und besser erklären müsse, warum es ohne Versicherung keinen Wohlstand und keine Gesundheit geben könne.
Warum sich nun ein Masterabsolvent gegen Google und für die Assekuranz entscheiden sollte? Dazu gab es unterschiedliche Ansätze. Vögele hob die spannenden Rahmenbedingungen hervor, für Lindemann könne man den Wandel besser gestalten als bei Google und Höhn verwies auf die „sinnvolle Arbeit“ in der Assekuranz. Adelts Empfehlung: „Tue, was dich glücklich macht.“
Die nächste Ausgabe des Talkformats VersicherungswirtschaftCLUB mit Blick auf die Rückversicherung ist für Dienstag, den 18. Oktober 2022 geplant.
Weitere Impressionen zu den bisherigen VersicherungswirtschaftCLUB-Veranstaltungen.