Stefanie Schlick: „Der Königsweg zur Absicherung des Arbeitskraftverlustes ist die Berufsunfähigkeitsversicherung“

Stefanie Schlick wird die HDI Deutschland wieder verlassen. Quelle: Dialog

Sogenannte Dread-Disease-Versicherungen fristen derzeit immer noch ein Nischendasein. Wann diese sich lohnt und warum die BU noch immer „der Königsweg“ ist, erläutert Dialog-Vorständin Stefanie Schlick im Interview mit VWheute.

VWheute: Ihre Schwere-Krankheiten-Versicherung wird als Zusatzoption im Rahmen einer Berufsunfähigkeitsversicherung angeboten. Erklären Sie den Lesern bitte, was der Gedanke dahinter ist und warum sich das lohnt, speziell wenn ein BU-Schutz besteht.

Stefanie Schlick: Krankheiten sind die Hauptursache einer Berufsunfähigkeit, Unfälle sind nur zu knapp zehn Prozent beteiligt. Vor den finanziellen Folgen des Verlustes der Arbeitskraft schützt eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Nach landläufiger Festlegung in den Bedingungswerken liegt eine Berufsunfähigkeit vor, wenn der BU-Grad mindestens 50 Prozent beträgt. Aber auch unterhalb dieser Schwelle kann es zu einer schweren Erkrankung kommen, die die Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität stark einschränkt. Deswegen haben wir eine Dread-Disease-Option geschaffen, die BU-Versicherte neben ihrer Absicherung gegen Berufsunfähigkeit vor den finanziellen Folgen einer schweren Erkrankung schützt.

Bei den bedingungsmäßig exakt definierten Krankheiten handelt es sich um Krebs, Bypass-Operation der Herzkranzgefäße, Myokardinfarkt, chronisches Nierenversagen beider Nieren, Schlaganfall und Multiple Sklerose. Dazu kommt der Verlust einer der drei Grundfähigkeiten Sehen, Hören, Sprechen. Die Leistungen aus der Dread-Disease-Option werden unabhängig davon fällig, ob eine Berufsunfähigkeit besteht oder nicht. Sie können dem Betroffenen helfen, entstehende finanzielle Engpässe auszugleichen. Die Option eignet sich daher besonders für Selbstständige und Freiberufler. Die Leistung besteht in einer vorher vereinbarten Einmalzahlung. Deren Höhe kann zwischen mindestens 1.000 Euro und maximal dem Zehnfachen der BU-Jahresrente (bis 150.000 Euro) gewählt werden.

VW-heute: In der Dialog Dread Disease ist ein „Krebsschutz“ integriert, allerdings mit dem Ausschluss, „nicht in Gegenwart einer HIV-Infektion und Krebs mit relativ hohen Heilungschancen“. Erklären Sie das bitte – speziell, was „relativ hoch“ bedeutet.

Stefanie Schlick: Dieser Ausschluss findet sich nicht in unseren Allgemeinen Bedingungen für die Dread-Disease-Option. Im einschlägigen § 5 (1) heißt es: „Versicherungsschutz besteht, wenn ein bösartiger Tumor (Krebs), der durch unkontrolliertes Wachstum maligner Zellen, Eindringen in umliegendes Gewebe sowie eine Tendenz zur Metastasierung gekennzeichnet ist, diagnostiziert wird. In die Deckung eingeschlossen sind Leukämien, bösartige Tumore des Lymphsystems (maligne Lymphome) und das myelodysplastische Syndrom. Die Diagnose muss durch eine feingewebliche Untersuchung (Histologie) gesichert und von einem Facharzt bestätigt werden. Nicht versichert sind frühe (…) Krebsstadien oder Krebsvorstufen.“ Diese Krebsstadien und -vorstufen werden im Folgenden detailliert aufgelistet. Von einer HIV-Infektion ist in den AVB nirgends die Rede.

VWheute: Die Dread-Disease-Versicherung wird nur als Zusatzoption im Rahmen einer Berufsunfähigkeitsversicherung angeboten. Warum, was spricht gegen eine eigene Absicherung, würde das Ihr Angebot nicht komplementieren?

Stefanie Schlick: Der Königsweg zur Absicherung des Arbeitskraftverlustes ist die Berufsunfähigkeitsversicherung. Unsere Philosophie als Spezialist für biometrische Risiken ist es, unseren Kunden einen umfassenden Schutz anzubieten. Ausschnittsdeckungen, wie sie MultiRisk, Dread Disease oder Grundfähigkeitsversicherungen leisten, passen nicht zu unserer Ausrichtung. Mit unseren Optionen bieten wir zusätzliche Features an, um unseren Kunden ergänzende Absicherungsmöglichkeiten zu eröffnen. Bei der Dread-Disease-Option beschränken wir uns im Einklang mit der Nachfrage unserer Vertriebspartner daher bewusst auf sechs häufige schwere Erkrankungen. Eine eigenständige Dread-Disease-Versicherung müsste erheblich mehr Krankheitsbilder aufnehmen und erforderte einen hohen Entwicklungsaufwand. Gemäß unserer Ausrichtung bieten wir ein solches Produkt nicht an.

VWheute: In den versicherten Krankheiten sind keine Viruserkrankungen enthalten, ein Ergebnis der aktuellen Pandemie, oder was steckt dahinter?

Stefanie Schlick: Die Pandemie hat es zum Zeitpunkt der Entwicklung unserer Option noch nicht gegeben und sie war auch nicht absehbar. Für uns steht die Absicherung gegen die sechs relevanten und häufigen schweren Erkrankungen im Fokus.

VWheute: Ist die Bezeichnung „Dread-Disease-Versicherung“ nicht ein Vertriebsbremsklotz für die Branche. Das verstehen 50 Prozent nicht, gibt es da nichts Besseres?

Stefanie Schlick: Prinzipiell stimme ich Ihnen zu. „Schwere Erkrankungen“ oder „schwere Krankheiten“ würde den Sachverhalt genauso treffen und wir brauchten nicht die englische Sprache zu bemühen. Versteckt eingeschlossen ist in den Begriff „Dread Disease“ aber häufig auch die Erweiterung „Versicherung“. Nun ist allerdings in der modernen Entwicklung unseres Sprachgebrauchs eine fast inflationäre Zunahme angelsächsischer Begrifflichkeiten festzustellen, die sehr oft mit einer Spezifizierung verbunden ist, die der deutsche Ausdruck nicht leisten kann. In unserem konkreten Fall glaube ich nicht an einen „Vertriebsbremsklotz“, weil hier die Spezifizierung schon seit Längerem eingekehrt ist und die Makler und unabhängigen Vertriebe den (sicherlich nicht schönen) Begriff mittlerweile in ihr Sprach- und Verständnisrepertoire aufgenommen haben.

VWheute: Auf Ihrer Webseite können Kunden einen kostenlosen Dread-Disease-Vergleich durchführen. Was zeichnet die Dialog-DD gegenüber anderen Angeboten aus?

Stefanie Schlick: Einen speziellen Dread-Disease-Vergleichsrechner gibt es auf unserer Website nicht. Stattdessen gibt es einen BU-Vergleichsrechner, der die Tarife SBU-professional (klassisch), SBU-go-professional (für junge Leute) und SBU-solution® (risikoadäquat kalkuliert) beinhaltet. Vergessen Sie bitte nicht, dass wir lediglich eine zuwählbare Option bieten. Eine selbstständige Dread-Disease-Versicherung muss umfangreicheren Ansprüchen genügen. Der – für unsere Vertriebspartner und unsere Kunden gegebene – Vorteil liegt in der Kompaktheit und Übersichtlichkeit des Angebots, dem attraktiven Preis-/Leistungsverhältnis und der breiten individuellen Wahlmöglichkeit in der Höhe der Einmalzahlung. Weitere Vorteile liegen darin, dass die Leistung unabhängig vom Vorliegen einer Berufsunfähigkeit erfolgt und auch dann fällig wird, wenn der Kunde beitragsfrei ist und die BU-Rente ausbezahlt bekommt.

VWheute: Wie kommt der Maklerversicherer Dialog durch die Pandemie-Krise? Welche Lernerfahrungen insbesondere im digitalen Bereich nehmen Sie mit für die Zukunft?

Stefanie Schlick: Der erste Lockdown im Frühjahr 2020 hat uns Einbußen gebracht. Geschlossene Maklerbüros, ein mangelndes Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Absicherung sowie wirtschaftliche Sorgen bei den Kunden waren die Ursachen. Im Laufe des Jahres haben wir die Rückstände aufgeholt und konnten ein gutes Jahresendergebnis erzielen. Im Jahr 2021 hat sich unser Geschäft bisher erfreulich entwickelt.

Die Krise hat uns auch Chancen eröffnet: Unsere Lernerfahrungen gehen eindeutig in Richtung Digitalisierung. Wir hatten schon gut vorgearbeitet, was uns zugutekam und weiterhin kommen wird, beispielsweise die Anbindung unserer Partner über BiPRO-Schnittstellen, Maklerverwaltungsprogramme oder den elektronischen Postkorb. Besonders hervorheben möchte ich unseren voll elektronischen Antragsprozess in der Risikolebensversicherung mit automatischer medizinischer Risikoprüfung, digitaler Signatur und automatischem Inkrafttreten des vorläufigen Versicherungsschutzes mit Eingang des ausgefüllten Antrags bei der Dialog.

Wir haben ein breites Informations- und Weiterbildungsangebot auf digitaler Basis aufgebaut, sowohl in der Dialog-Maklerakademie als auch in Zusammenarbeit mit erfahrenen externen Anbietern. Zudem sind wir in steigendem Umfang in Poolmedien und in den wichtigen Fachmedien für Makler präsent. Und unser neuer Markenauftritt verhilft uns zu einer markanten Präsenz im Maklermarkt.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Maximilian Volz.

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