Der goldene Standard: Was bedeuten DIN-Normen für die Versicherer?

Quelle: Bild von Philip Neumann auf Pixabay

Sie entstehen durch Konsens, schaffen Vertrauen und Ordnung. DIN-Normen nützen uns in allen Lebensbereichen und inzwischen auch im Vermittler-Beruf – mit der ersten Norm im Rahmen der Finanzberatung. Ein Gastbeitrag von Klaus Möller.

Wir leben in einer schwierigen Zeit. Die Anfang 2020 durch das unvermittelte Auftreten eines Virus ausgelöste Krise, das in kürzester Zeit zu einer Bedrohung für die Gesundheit und das Leben der Menschen auf der ganzen Welt wurde, hat zunächst große Angst ausgelöst. Diese weicht jetzt, da nach mehr als einem Jahr noch immer keine Rückkehr der Normalität in Sicht ist, mehr und mehr der Verzweiflung und der Wut.

Diese kollektive Gefühlslage ist ein exzellenter Nährboden für Verschwörungstheorien und „Fake News“, die ausgehend von den geschlossenen Zirkeln sogenannter Spiegelgruppen, in denen sich ausschließlich Gleichgesinnte gegenseitig aufpeitschen, über die digitalen Netzwerke ungefiltert um die ganze Welt ziehen können.

Noch nie hatte Polarisierung, hatte das unerbittliche Gegenüberstehen unversöhnlicher Meinungen und Positionen solch eine hohe Konjunktur wie in diesen Tagen. Und noch nie waren die Menschen so unsicher darüber, was wahr ist und was unwahr.

In solcher Zeit kommt Normen eine ganz besondere Bedeutung zu. Normen sind nicht Meinung, Normen sind Konsens, und zwar zwischen allen, die von der jeweiligen Norm betroffen sein könnten: Produzenten, Vermittlern,
Verbrauchern etc. Sie entstehen nicht in Hinterzimmern der Diplomatie, in denen sich Politiker und Lobbyisten treffen, die ohnehin einer Meinung sind, sondern auf der offenen Bühne öffentlich ausgeschriebener Ausschüsse. Niemand kann von der Mitarbeit ausgeschlossen werden. Niemand, der den Impuls für eine DIN-Norm gibt, kann vorher wissen, wer mitdiskutiert und welche von den eigenen abweichenden Positionen und Meinungen eingebracht werden und Berücksichtigung erfahren müssen.

Fast alle Branchen praktizieren das seit mehr als 100 Jahren mit wachsendem Erfolg: Im Jahre 1917 wurde das Deutsche Institut für Normung gegründet und seitdem wurden rund 35.000 Normen entwickelt. Sie werden in fast allen Wirtschaftszweigen ganz selbstverständlich angewendet. Wer kann sich einen Handwerker oder Bauingenieur vorstellen, der sich nicht an den für ihn relevanten DIN-Normen orientiert?

Hintergrund: Die DIN-Norm 77230

Nach gut vier Jahren Arbeit war die DIN-Norm 77230 zur „Basis-Finanzanalyse für Privathaushalte“ am 23. November 2018 im Konsens verabschiedet worden. Im entsprechenden Arbeitsausschuss waren und sind Vertreter von Banken, Versicherern, Vertrieben, Verbänden, Initiativen, Verbraucherschützern und Wissenschaftlern vertreten, die ein Spiegelbild der Branche darstellen. Moderator des Prozesses ist das Deutsche Institut für Normung (DIN).

Wir kennen nur wenige dieser Normen – DIN A4, DIN ISO 9001 – und doch sind in jedem Raum, jedem Büro, jeder Küche, in jedem Auto, in jedem Notebook Dutzende, Hunderte von Normen verarbeitet. Sie beeinflussen, meist unmerklich, unser alltägliches Leben mit einer ganz unaufdringlichen und selbstverständlichen Autorität. Sie regeln, sie schaffen Ordnung, Erleichterung und Sicherheit – und deshalb vertrauen die Menschen auf sie.

Vertrauen ist das, was die Menschen gerade in diesen Tagen am meisten brauchen – und das ganz besonders in ihren finanziellen Belangen. Denn ausgehend von der pandemischen Krise hat die Unsicherheit längst auch die berufliche und die finanzielle Perspektive der Menschen ergriffen. Wer hätte je gedacht, dass Pilot bei einer großen Airline zu sein, einer der am meisten von Arbeitslosigkeit bedrohten Berufe sein könnte?

Weitere sinnvolle Normen werden demnächst folgen: die für die gewerbliche Finanzanalyse und die für die Risikoprofilierung von Anlegern, beide vom Defino Institut initiiert und unter engagierter Beteiligung zum Beispiel des BVK erarbeitet. Und je mehr Vermittler sie anwenden, desto stärker wird sie bei jedem einzelnen Vermittler ihre betriebswirtschaftliche Wirkung entfalten.

Autor: Klaus Möller, Vorstand Defino Institut für Finanznorm AG

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der aktuellen März-Ausgabe des E-Vertriebsmagazins Der Vermittler.

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