Cigna verkauft Medicare-Geschäft für 3,3 Mrd. Dollar
Monatelang hielten sich die Gerüchte, dass es der US-Krankenversicherer Cigna sein Medicare-Geschäft verkaufen will und bereits exklusive Gespräche mit Health Care Service Corp (HCSC) führt. Offiziell gibt es immer noch keine Bestätigung, aber das Wall Street Journal berichtet von einem Durchbruch. Cigna erhält für seine Sparten Medicare Advantage, Medicare Supplement und Medicare Drug Plans, sowie für die Einheit namens CareAllies 3,3 Mrd. Dollar in bar. Der Bereich ist eigentlich ein Wachstumsmotor. Warum vollzieht Cigna diesen Schritt?
Die Vorstandsetage von Cigna hat sich offenbar zuletzt mit viel M&A-Transaktionen beschäftigt. Während man einerseits das Medicare-Geschäft zum Verkauf stellte, wurde andererseits gleichzeitig die Fusion mit dem Konkurrenten Humana vorangetrieben. Letzteres scheiterte jedoch an den finanziellen Details. Der dem Deal hätte Cigna Humana in einer Cash-and-Stock-Transaktion mit einer großen Aktienkomponente erworben – so war zumindest der Plan.
Cigna und Humana haben seit Jahren immer wieder Gespräche geführt. Bereits 2015 hatten sie eine Transaktion erörtert, doch Humana schloss stattdessen einen Deal mit Aetna ab. Dieser wurde schließlich von einem Richter blockiert, so dass Aetna 2018 von CVS übernommen wurde. Ein anderes Geschäft, das Cigna mit Anthem, dem heutigen Elevance Health, zusammengeführt hätte, scheiterte ebenfalls an einem negativen Kartellurteil.
Ein Zusammenschluss der beiden Konzerne hätten einen Gesundheitsgiganten mit einer Marktkapitalisierung von 135 Milliarden Dollar geschaffen. Cigna will unbedingt an den Marktführer United Health Group heranrücken, der dieses Jahr mit Umsätzen in Höhe von 400 Mrd. Dollar rechnet. Das Unternehmen ist der größte Anbieter des staatlichen Krankenversicherungsprogramms Medicare, dahinter kommt Humana, Cigna ist in dem Bereich deutlich kleiner. Zudem ist Humana ein großer Betreiber von Pflegeheimen und Krankenhäusern, was das Geschäft von Cigna mit Gesundheitsdienstleistungen bei einer Fusion hätte stützen können. Durch die 54 Milliarden Dollar teure Übernahme der Express Scripts Holding im Jahr 2018 wurde Cigna zu einem der größten Akteure im Bereich der Apothekenleistungen, und das Unternehmen hat seine Gesundheitsdienstleistungseinheit Evernorth aufgebaut, die eine Reihe von versicherungsfremden Geschäften umfasst. Cigna erzielte 2022 einen Umsatz von 181 Mrd. Dollar.
Wachsendes Geschäft, aber nicht genug Volumen
Statt ein Deal mit Humana abzuschließen, kündigte Cigna im Dezember jedoch an, weitere Aktienrückkäufe in Höhe von 10 Milliarden Dollar vorzunehmen. Allerdings gibt es jedoch Positives aus dem M&Ä-Geschäft zu berichten: Cigna verkauft für 3,3 Mrd. Dollar in bar die Sparten Medicare Advantage, Medicare Supplement und Medicare Drug Plans sowie CareAllies.
Medicare Advantage, die von privaten Versicherern angebotene Version des staatlichen Leistungsprogramms für ältere und behinderte Menschen, ist ein wichtiger Wachstumsmotor für die Managed-Care-Branche. Etwa die Hälfte der Medicare-Begünstigten ist in diesen Plänen eingeschrieben, und es wird erwartet, dass die Zahl weiter steigt, da immer mehr Babyboomer 65 Jahre alt werden und Anspruch auf das Programm haben. Cigna hatte Ende September 2023 etwa 599.000 Medicare-Advantage-Mitglieder. Im Jahr 2022 machte man damit einen Umsatz von 7,9 Mrd. US-Dollar – nur ein kleiner Teil des Gesamtumsatzes von Cigna in Höhe von 180,5 Mrd. Dollar.
Während der Telefonkonferenz zu den Ergebnissen des dritten Quartals im November erklärte Cigna, dass die Zahl der Medicare Advantage-Versicherten seit 2022 um 13 Prozent gestiegen ist und dass man für 2024 ein weiteres Wachstum erwartet. Allerdings gab die Cigna Group zu, dass ihre Margen in diesem Bereich unter seinem langfristigen Ziel von vier bis fünf Prozent liegen und wahrscheinlich auch 2024 noch unter diesem Wert liegen werden. Das Medicare-Advantage-Geschäft von Cigna wurde größtenteils durch die Übernahme von HealthSpring im Jahr 2012 für rund 3,8 Mrd. US-Dollar aufgebaut. Cigna weist derzeit 600.000 Mitglieder auf, die in Medicare Advantage eingeschrieben sind.
„Während wir weiterhin davon überzeugt sind, dass der Medicare-Bereich insgesamt ein attraktives Segment des Gesundheitsmarktes ist, erfordern unsere Medicare-Geschäfte nachhaltige Investitionen, Konzentration und engagierte Ressourcen, die in keinem Verhältnis zu ihrer Größe im Portfolio des Unternehmens stehen“, begründete Cigna Chief Executive David Cordani den Verkaufsschritt. Cigna erklärte zudem, dass die Transaktion es dem Unternehmen ermöglichen wird, 400 Millionen Dollar an finanziellen Reserven freizusetzen, die es behalten und einsetzen kann. Infolgedessen wäre die Transaktion effektiv 3,7 Milliarden Dollar wert.
Für den Käufer des Signa-Geschäfts, HCSC bedeutet der Deal eine massive Expansion. HCSC hat etwa 217.000 Medicare Advantage-Mitglieder, die sich auf seine fünf Blue States verteilen, zu denen neben Illinois und Texas auch Montana, New Mexico und Oklahoma gehören. Allerdings gibt es im Medicare-Geschäft die große Herausforderung, da die steigende Inanspruchnahme medizinischer Leistungen durch die Versicherten die Kosten für die Versicherer erhöht. Die hohen medizinischen Kosten waren etwa der Grund, warum Humana schlechte Jahreszahlen ablieferte, VWheute berichtete.
Cigna und HCSC gehen laut dem Wall Street Journal davon aus, dass die Transaktion Anfang 2025 abgeschlossen wird, sofern die Kartellbehörden und andere Aufsichtsbehörden ihre Zustimmung erteilen
Autor: David Gorr