Sylvia Eichelberg: „In der bKV ist ein sehr großes Marktpotenzial vorhanden“

Sylvia Eichelberg ist seit Januar 2021 Vorstandsvorsitzende der Gothaer Kranken. Sie leitete davor das Firmenkundengeschäft bei der AXA Konzern AG. (Quelle: Gothaer)

Sylvia Eichelberg, Vorstandsvorsitzende der Gothaer Kranken, spricht über den Wandel vom reinen PKV-Kostenerstatter zum Gesundheitsdienstleister und warum das deutsche duale Krankensystem eines der besten der Welt ist.

Gesundheit ist ein hohes, wenn nicht das höchste Gut, das wir Menschen haben. Gerade jetzt, in Zeiten der Pandemie, haben wir gemerkt, wie wichtig es ist, ein gut funktionierendes Gesundheitssystem zu haben. Traditionelle Werte wie Zusammenhalt und Solidarität sind wieder in unser Bewusstsein gerückt. Dabei ist eine wichtige Erkenntnis: Das deutsche Gesundheitssystem funktioniert – und zwar besser als in vielen anderen Ländern.

Der Grund dafür liegt in dem weltweit einmaligen System der dualen Krankenversicherung mit einem privaten und einem gesetzlichen Teil. Durch dieses Zusammenspiel werden einerseits die notwendigen Finanzen für eine Spitzenversorgung der gesamten Bevölkerung zur Verfügung gestellt, andererseits werden solidarisch diejenigen im System versorgt, die sich sonst eine solch fortschrittliche Medizin nicht leisten könnten. Wir stehen eindeutig für den Systemwettbewerb zwischen PKV und GKV, der unser duales System in Sachen Qualität und Innovationen stetig nach vorne treibt. Dieser Wettbewerb kommt allen Versicherten in Deutschland zugute, denn auf diese Weise organisieren wir eines der besten Gesundheitssysteme der Welt. Zu dieser Qualität trägt die PKV durch ihren Finanzierungsbeitrag überproportional bei. Wichtiger als die Heilung von Krankheiten ist die Vorsorge und Gesunderhaltung. Genau hier setzt eine moderne Krankenversicherung, egal ob gesetzlich oder privat, an.

Vom Kostenerstatter zum Gesundheitsdienstleister

Die Gothaer hat sich schon seit geraumer Zeit vom reinen Kostenerstatter zum Gesundheitsdienstleister gewandelt. Wir haben hier etwa ein Gesundheitsportal im Angebot, unsere Kund:innen haben Zugriff auf Medifon, eine telefonische Hotline, und es gibt die GesundheitsApp für das Smartphone. Insbesondere die digitalen Services haben durch Corona noch mehr Rückenwind bekommen. Unser Leben hat sich viel stärker ins Digitale verlagert. Insbesondere unser TeleClinic-Angebot, also der Arztbesuch per Videochat oder Telefon, findet gerade enormen Zuspruch. Die Gothaer richtet dabei alle Aktivitäten am Wunsch der Kund:innen aus. Kontaktpunkte, die ein positives Kundenerlebnis schaffen, sind dabei besonders wichtig. Aus dem Kundenbedarf heraus generieren wir unsere Produkte. Wir schauen auch hier in erster Linie, was möchten unsere bestehenden Kund:innen, was wünschen sich potenzielle Kund:innen?

Daraus ergibt sich neben den Gesundheitsdienstleistungen eine breite Produktpalette für die verschiedenen Kundensegmente. Da ist einmal die Vollversicherung, ihre Bedeutung ist für bestimmte Kundengruppen sehr hoch, auch für die Finanzierung des besten Gesundheitssystems der Welt ist sie unverzichtbar. Sehr gefragt sind aber auch Zusatzversicherungen als Ergänzung zur gesetzlichen Krankenversicherung. Die Kund:innen möchten hier hohe Kostenrisiken, wie sie beim Zahnarztbesuch oder im Krankenhaus entstehen, absichern.

Betriebliche Krankenversicherung als Wachstumsmotor

Genau diese Zusatzprodukte zahlen auch auf die Wünsche unserer Unternehmerkunden ein. Gerade den kleinen und mittleren Unternehmen bereitet der Mangel an Fachkräften große Sorge. Unsere aktuelle KMU-Studie[1] hat ergeben, dass 44 Prozent der Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeiter:innen Schwierigkeiten haben, geeignete Fachkräfte zu finden und zu binden. Eine betriebliche Krankenversicherung ist da ein sehr geeignetes Mittel, um sich von Wettbewerbern abzuheben. So können unsere Unternehmerkunden sich als fürsorgende Arbeitgeber zeigen und ihren Mitarbeiter:innen firmenfinanziert KV-Zusatztarife zur Verfügung stellen. Da der firmenfinanzierte Beitrag eine Sachzuwendung und damit steuer- und sozialversicherungsfrei ist, kommt die Sozialleistung bKV ohne eigene Kostenbelastung bei den Mitarbeiter:innen an.

In diesem Bereich ist ein sehr großes Marktpotenzial vorhanden, da bislang nur vergleichsweise wenige Unternehmen dieses Angebot kennen und abgeschlossen haben. Auch hier geht die Gothaer in Richtung Gesundheitsdienstleister: Wir haben unseren Budget-Tarif deshalb mit einer ganzen Reihe von Assistance-Dienstleistungen kombiniert. So bieten wir Mitarbeitenden, die im bKV-Budget-Tarif der Gothaer versichert sind, zum Beispiel telemedizinische Behandlungen über das Internet oder einen Service zur leichteren Terminvergabe bei Fachärzt:innen an. Hinzu kommt die wichtige Unterstützung für den Fall, dass Angehörige zum Pflegefall werden. Im Rahmen der Angehörigenpflege reicht dieser Service sogar so weit, dass wir einen Platz im Pflegeheim vermitteln. Diese Assistance-Dienstleistungen sind für die Firmen und deren Mitarbeitende kostenfrei und belasten auch nicht das Jahresbudget der versicherten Person.

Auch bei der betrieblichen Krankenversicherung sehen wir, dass die Antwort mehr als ein klassisches Produkt ist. Auch hier zeigt sich das besondere Interesse an den über die klassische Leistung hinausgehenden Angeboten eines Gesundheitsdienstleisters. Wir freuen uns, dass der Markt das sehr positiv aufnimmt.


[1] https://presse.gothaer.de/pressreleases/gothaer-kmu-studie-2021-teil-1-cyberangriff-meistgefuerchtestes-risiko-3086400

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