Frank Grund: „Versicherungsnehmer tun gut daran, die Inflation bei der Vertragsgestaltung angemessen zu berücksichtigen“

Bafin-Versicherungschef Frank Grund, Bilduelle: ARTIS-ULI DECK, BGV

Im Interview mit der Versicherungswirtschaft spricht Frank Grund, Exekutivdirektor Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin, über die Folgen des
Preisanstiegs für Kunden und Versicherer und mögliche Zinsschritte.

VWheute: Die Inflation ist jetzt da. Aber die Frage ist nun, wie nachhaltig der Preisanstieg ist und ob man als Zentralbank hier eingreifen sollte. Für die Fed und die EZB ist die aktuelle Inflation nur ein vorübergehendes Phänomen. Was ist Ihre Einschätzung?

Frank Grund: Vorrangiges Ziel der EZB ist es ja, die Preisniveaustabilität im Euroraum sicherzustellen – und zwar mittelfristig. Kurzfristige Schwankungen, die aus Sondereffekten wie etwa der Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung in Deutschland, der Entwicklung des Ölpreises oder einer Corona-bedingten Verknappung bestimmter Rohstoffe resultieren, sind dabei sicherlich tolerabel.

VWheute: Welche Folgen hat der aktuelle Preisanstieg für Versicherer kurzfristig und langfristig, besonders wenn die Zinsen nicht angepasst werden?

Frank Grund: Grundsätzlich können Preissteigerungen die Versicherer schon treffen, beispielsweise in Form steigender Lohnkosten oder höherer Schadensersatzleistungen. Ich gehe jedoch davon aus, dass die Auswirkungen des aktuellen Preisanstiegs für die Versicherer moderat ausfallen werden, zumindest so lange es sich um einen vorübergehenden Effekt handelt. Das viel größere Problem ist und bleibt das anhaltende Niedrigzinsumfeld.

VWheute: Mit dem Preisanstieg hofften die Versicherer auch, dass endlich die Zinsen wieder steigen könnten. Doch kürzlich hat die EZB ihr Inflationsziel angepasst und wird höhere Preise tolerieren. Wie bewerten Sie diesen Entschluss?

Frank Grund: Es steht mir nicht zu, Entscheidungen der EZB zu kommentieren oder zu bewerten. Allerdings zeigt der Entschluss, dass Versicherer Zinsentwicklungen mit der gebotenen Vorsicht antizipieren sollten.

VWheute: Gibt es somit für Versicherer kaum noch Hoffnung, dass in absehbarer Zeit die Zinsen steigen? Schließlich wird es in absehbarer Zeit keinen größeren Wirtschaftsaufschwung geben als den aktuellen.

Frank Grund: Ich gehe nicht davon aus, dass die Zinsen in absehbarer Zeit nennenswert steigen werden. Weltweit blicken wir auf mittlerweile zwei Jahrzehnte sinkender oder niedriger Zinsen zurück. Den Lebensversicherern würde es da schon helfen, wenn die Märkte auf dem jetzigen Niveau blieben und die Zinsen für lange Laufzeiten nicht dauerhaft ins Negative rutschten.

Die Fragen stellte VW-Redakteur David Gorr.

Das vollständige Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Versicherungswirtschaft.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

fünf × drei =