PKV-Direktor Reuther rechnet wegen Corona mit Zusatzbelastungen von über einer Milliarde Euro

Florian Reuther, PKV-Verbandsdirektor. Quelle: PKV-Verband

Corona dürfte in diesem Jahr deutliche Spuren in der Bilanz der privaten Krankenversicherer (PKV) hinterlassen. „Bei den Sonderaufwendungen für die Corona-Pandemie rechnen wir mit einer Zusatzbelastung von etwas über einer Milliarde Euro“, konstatiert PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther. Auf die aktuellen Beitragsanpassungen habe die Pandemie jedoch keinen Einfluss.

„An der Corona-Epidemie schon mal nicht, die schlägt sich bei den aktuellen Beitragsanpassungen noch in keiner Weise nieder. Es gibt vor allem zwei Treiber. Das ist zum einen der medizinische Fortschritt, also neue Behandlungsmethoden und neue, zum Teil sehr teure Medikamente. Zum anderen ist es die europäische Niedrigzinspolitik, die über höhere Beiträge abgefangen werden muss. Beides wirkt umso stärker, je länger die Beiträge vorher unverändert waren“, betont er im Interview mit dem Tagesspiegel.

Einen weiteren Grund sieht Reuther in den „gesetzlichen Vorgaben. Anpassungen sind demnach nur möglich, wenn die tatsächlichen Leistungen um mindestens zehn Prozent von der Kalkulation abweichen. Wir fordern schon lange, diese Schwellenwerte zu ändern, denn sie kommen aus einer Zeit mit ganz anderer Kapitalmarktsituation. Eine häufigere und dafür dann geringere Beitragsanpassung entspräche auch dem Interesse der Versicherten, deren Lohnentwicklung oft ebenfalls in jährlichem Rhythmus stattfindet“.

„Wir haben durch Corona erhebliche Aufwendungen, wir schätzen die Zusatzkosten wie gesagt auf mehr als eine Milliarde Euro für dieses Jahr. Eine große Unbekannte ist, welche Spätfolgen noch auf uns zukommen, zum Beispiel weil Behandlungen unterbrochen oder Operationen verschoben wurden. Das wird mit Sicherheit auch längerfristig auf die Gesundheit der Versicherten durchschlagen.“

Florian Reuther, PKV-Verbandsdirektor

Ob es bei den Sonderausgaben für Corona in der jetzigen Höhe bleibt, ist allerdings noch offen: „Eine große Unbekannte ist, welche Spätfolgen noch auf uns zukommen, zum Beispiel weil Behandlungen unterbrochen oder Operationen verschoben wurden. Das wird mit Sicherheit auch längerfristig auf die Gesundheit der Versicherten durchschlagen“, ergänzt der Direktor des PKV-Verbandes. Auch bei den Impfkosten gebe es nach den Worten Reuthers „bereits eine Verständigung. Der Bund finanziert die Impfstoffe, Länder und Kommunen sind für die Infrastruktur zuständig, die GKV und wir tragen den Rest“.

Hinter dem Vorstoß mehrerer Bundesländer, nun auch Zuschüsse für GKV-versicherte Beamte zu zahlen, sieht er eine „klare Absicht, Beamte in die gesetzliche Krankenversicherung zu lotsen und auf diese Weise in Richtung Bürgerversicherung voranzukommen. Das sieht man schon daran, welche Landesregierungen hier die Vorreiter sind. Diese Modelle sind ideologiegetrieben und nicht an tatsächlichem Versorgungsbedarf orientiert. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass der Beamtenbund sie strikt ablehnt. Die überwältigende Mehrheit der Neubeamten in diesen Ländern entscheidet sich für die Kombination aus PKV und Beihilfe.“

Mit Blick auf die Bundestagswahl 2021 werde sich die PKV daher entsprechend „argumentativ entsprechend aufstellen“: „Ich bin mir sicher: Nach den Erfahrungen der Pandemie, wo die Menschen unser duales System als enorm leistungsfähig erlebt haben, wird das erst recht nicht funktionieren.“

Autor: VW-Redaktion

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