Policen Direkt: 17 Lebensversicherer befinden sich in „enger Manndeckung“ der Bafin

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Die Solvenzquoten der deutschen Lebensversicherer liegen im Schnitt bei knapp 390 Prozent und damit knapp zehn Prozent unter dem Vorjahr. 17 Gesellschaften befinden sich jetzt in „enger Manndeckung“ der Bafin. Dies geht aus einer aktuellen Analyse von Policen Direkt hervor.

So würden die Solvenzquoten zeigen, dass kleinere Versicherer mit hohem Garantiebestand und diejenigen, die bereits in der Vergangenheit nur mit Übergangsmaßnahmen eine Solvenzquote von über 100 Prozentpunkten erreicht haben, jetzt vor noch größeren Herausforderungen stehen. Dabei gehe es laut Analyse mitunter darum, überhaupt noch Neugeschäft zeichnen zu können.

Jüngst hat hier Bafin-Exekutivdirektor Frank Grund darauf hingewiesen, dass hier Versicherer in den nächsten Jahren große Schwierigkeiten bekommen könnten und damit ihre Lizenz für das Neugeschäft riskieren.

Demnach stehen 22 Unternehmen mit einer Solvenzquote ohne Bilanzierungshilfen von unter 150 Prozent (2019: 19) aktuell vor großen Herausforderungen. Hier geht es um bestehende Garantieanforderungen und darum, sich in Zukunft überhaupt noch Neugeschäft leisten zu können.

Bei 39 Unternehmen (2019: 29) mit einer Nettoquote +VA von 150 bis 300 Prozent sieht Kühl die finanzielle Stabilität weitgehend gewährleistet und gerüstet für Extremszenarien. Sie sind in der Lage, den eingegangenen Versprechen auch in Zukunft nachzukommen.

21 Unternehmen (2019: 36) sind aufgrund ihrer vergleichsweise komfortablen Solvenzkapitalausstattung mit einer Nettoquote +VA von mehr als 300 Prozent sehr gut gewappnet und können weitere Verschärfungen der Lage bewältigen oder im Neugeschäft weitreichende Zusagen geben.

„Covid-19 fordert Lebensversicherer auch in ihrer Finanzstabilität. Das erste Krisenjahr hat die Risikopuffer der Gesellschaften deutlich belastet.“

Henning Kühl, Leitender Aktuar von Policen Direkt und Versicherungsmathematiker (DAV)

Nach Angaben der Ratingagentur Assekurata sei die Spannweite zwischen den einzelnen Anbietern von 150 bis rund 800 Prozent noch immer recht beachtlich. Spitzenreiter ist demnach die Europa Leben mit 808 Prozent, gefolgt von der Dialog Leben mit 771 Prozent, der Viktoria Leben mit 728 Prozent), der LV1871 mit 712 Prozent und der LVM Leben mit 702 Prozent.

„Trotz des neuerlichen Zinsverfalls im vergangenen Jahr fallen die Solvenzquoten auf Marktebene weiterhin hoch aus. Bei einzelnen Anbietern wird das Solvenzkapital aber zunehmend knapper, auch weil die Wirkung von Übergangsmaßnahmen mit der Zeit abnimmt. Der Umbau des Geschäftsmodells unter den extremen Zinsbedingungen wird dann zu einem echten Kraftakt“, kommentiert Assekurata-Bereichsleiter Lars Heermann.

„Weiteres Ungemach kommt in EU-politischer Sicht durch das Solvency-II-Review hinzu. Die beabsichtigten Modelländerungen an den Zinsstrukturkurven würden die Bedeckungsquoten gerade bei den Versicherern mit garantielastigen Beständen, die vielfach schon niedrige Solvenzquoten ausweisen, zusätzlich unter Druck setzen“, ergänzt Reiner Will, Geschäftsführer von Assekurata.

Autor: VW-Redaktion

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